Ich sage »Nein« zum Einhorn

Hallo ihr Lieben,
heute ist mal wieder so ein Tag, an dem ich am liebsten mit dem Kopf auf der Tischplatte einschlafen würde. Es gibt einfach solche Tage, die man in der Vergangenheit auf der Couch verbracht hat. Am liebsten schlafend oder mit halbwachen Augen dem wenig anspruchsvollen Mittagsprogramm folgend. Hier gab es nur gelegentliche Unterbrechungen für Abstecher des leiblichen Wohls, so weit Speis und Trank nicht im Vorfeld schon in Griffreichweite drapiert wurde. Und muss es dann Mal sein und nach langem hadern, schlurfte ich zur Toilette.
Nun sitze ich hier, an meinem vorletzten Urlaubstag, während meine Tochter sich in der Kita bespaßen lässt, und stelle fest: Ich kann das nicht mehr.
Wann habe ich es verlernt, so richtig faul rumzuliegen? Einfach nur zu schlafen, des Schlafens wegen? Disziplinen, die ich vor der Geburt meiner Tochter beherrschte, ja sogar verinnerlicht hatte, sind heute unüberwindbare Hürden. »Den Wäscheberg ignorieren« zum Beispiel. Klar, wenn die Zeit wegen unzähliger anderer, kleinerer und größere, Aufgaben knapp ist, funktioniert verdrängen ganz gut. Aber sonst?
Nachdem ich heute Morgen aus dem Bett gepurzelt bin, ging mein erster Gang zur Waschmaschine – Ok mein Zweiter, der erste ging zur Toilette. Aber das fällt wohl unter T(h)M(en)-I(hh) – Too much Information. 😀 – Auf jeden Fall, lief meine fleißige Helferin schon mit ihrer ersten Ladung, bevor ich auch nur den Wasserkocher angestellt hatte. Früher konnte sie von Glück reden, wenn wir uns mehr als zwei bis drei Mal die Woche gesehen haben.
Nicht anders hat sich mein Verhältnis zu unserem Staubsauger entwickelt. Zwar haben wir uns heute noch nicht »Hallo« gesagt, aber das werden wir. Unser Date ist fix eingeplant und unumgänglich, um der Invasion der Fell-Staub-Mause nicht die Herrschaft über die Wohnung zu überlassen. Genauer betrachtet gibt es sogar Tage, da verbringe ich eindeutig mehr Zeit mit dem kleinen Staubschlucker, als mit dem Badezimmerspiegel – Jetzt fühle ich mich ein bisschen schlecht …
Ich glaube, ich kann euch jedoch jede weitere Auflistung ersparen. Jede Mutter kennt das und mehr oder weniger großen Dimensionen. Denn auch das man die wichtigsten Ereignisse in der Welt nicht mehr in den Nachrichten sieht, sondern über Facebook erfährt, ist wohl nicht nur bei mir so. Bis der »Feierabend« von uns Müttern beginnt, alles an seinem Platz ist und wir uns endlich mal mit einigermaßen gutem Gewissen hinsetzen können, sind die Acht-Uhr-Nachrichten nicht selten schon längst vorbei.
Natürlich steckt hier ganz klar das kleine Pinke Einhorn dahinter, dass uns auf der Schulter sitzt und mit Piepsstimme ständig flüstert: »Du musst noch …« und »Du schaffst das …« Dieses kleine, liebe Flauschetier will uns nichts böse. Es sorgt einfach dafür, dass wir uns die Aufgaben einer Mutter stets bewusst machen und sie im Rahmen unserer Möglichkeiten erfüllen. Und in guter Manier der Fabelwesen ist seine Maxime: »Alles ist möglich, wenn du es willst!« Es denkt auch an uns, denn nicht selten piepst es uns zu: »Du musst mehr für dich machen!« Ja, muss ich. Wir fanden beide Pilates wäre eine tolle Idee. Auch Joggen gehen ist eindeutig etwas, um was für mich zu machen.
Gedacht – getan. Wenn ich also abends oder freitags vormittags lieber auf der Couch gegammelt hätte, sah ich das imaginäre Schildchen auf dem groß stand »Alles was du jetzt sagst ist eine Ausrede. Also beweg deinen Hintern und hol deine Sportsachen!« Die richtige Motivation ist doch alles …
Und bevor ich mich versah, war meine lange Liste der ToDo’s noch erweitert um »Dinge, die ich für mich tun muss«. Was rückblickend aber nicht wirklich zu meiner Entspannung beitrug, sondern nur noch mehr Druck aufbaute. Vielleicht lag es auch daran, dass ich neben dem positiven Effekt, dass ich ohne wie ein Walross zu keuchen zum Bus sprinten konnte, eine Sehnenscheidenentzündung einstellte. Wenn der Kopf es nicht versteht, muss halt mal der Körper »Stopp« sagen.
Und plötzlich wurden die Dialoge mit meinem kleinen, flauschigen »Du musst«-Einhorn um einen wesentlichen Satz meinerseits erweitert: »Einen Scheiß muss ich!«
Denn in meinem Fall war der »Du musst was für dich tun« – Druck, der Tropfen der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich bin eben häufig die Kandidatin, die erst auf die Nase fallen muss, um zu einer Erkenntnis zu gelangen. In diesem Fall mir selbst weniger Druck zu machen.

Ich habe mein Pflichtprogramm, das sich nicht vermeiden lässt und mir die innige Beziehung zu meinen Haushaltsgeräten noch lange erhalten wird. Sich jedoch auch mal aus Selbstschutz einen Tag verschieben lässt, wenn alles zu viel wird. Ich habe mein Hobby/Zweitjob – das Schreiben – und einige andere Projekte, was auch seine Zeit in Anspruch nimmt.
Natürlich! sollte ich was für mich tun. Aber nichts zu tun, ist eben auch manchmal was für mich. Zudem ist mir klar geworden, dass ich mich selbst viel häufiger fragen sollte: »Was MÖCHTE ich tun?«
Klar, ich möchte nicht mit 40 aussehen wie Doris Schwibbel-Schwabbel (Findet Nemo). Aber ob ich mich jetzt einmal die Woche, oder 3-mal die Woche in meine Sportklamotten zwänge, ist doch letztendlich nicht ausschlaggebend. Schließlich will ich keinen Waschbrettbauch, sondern einfach etwas Fitter werden und dann bleiben.  Wenn mich also am Abend die Muse küsst, mir eine nette Idee für die »IndiesForever« einfällt oder auch das Fernsehprogramm interessant erscheint, darf ich das kleine, pinke Einhorn gerne mal zusammenschnüren, als hätte es ein Date mit Mr. Grey. Mir anschließend zwei, drei Krapfen gönnen und zu allen Punkten auf meiner »Du musst noch«-Liste nuscheln: »Nö!«
Mehr schlafen werde ich deswegen wohl trotzdem nicht, aber vielleicht dennoch etwas mehr entspannen.

Liebe Grüße
Julia

 

Holt die Mistgabeln raus, denn: Ja, ich habe ein Kita-Kind!

Hallo ihr Lieben,
das Thema hat mich heute Morgen dann doch ziemlich beschäftigt, nachdem unten stehender Auszug aus der Frankfurter Rundschau auf einer Facebook-Seite zur Diskussion freigegeben wurde:

Man suggeriert den Eltern, dass ihre Kleinkinder in der Krippe bessere Entwicklungschancen hätten als in der Familie. Das ist eine riesengroße Volksverdummung. Für kleine Kinder ist es entscheidend, dass ihre Eltern viel Zeit mit ihnen verbringen. In den ersten drei Jahren geht es einzig und allein um emotionale Nähe. Ralph Dawris Professor für Neurobiologie Universitätsklinikum Erlangen.
Quelle: Frankfurter Rundschau 2012

Zu Beginn, ich bin eine Kita-Befürworterin – vorausgesetzt der Betreuungsschlüssel stimmt und man hat vom Fachpersonal, der Einrichtung und auch der Leitung einen guten Eindruck und ist mit deren Leistungsangebot zufrieden. Deswegen hab ich dem Thema ja auch ein Kapitel in meinem Buch gewidmet.
Ich finde es jedoch mehr als Schade, dass Eltern die keine Wahlmöglichkeit haben ein schlechtes Gewissen eingeredet wird. Nicht jeder hat den Luxus, dass ein Gehalt ausreicht. Den Münchner unter euch, erzähle ich da sicher nichts neues. 😀
Es gibt jedoch durchaus Studien die belegen, dass Kindern die früh in die Kita kommen – jedoch nicht vor dem ersten Lebensjahr – hinterher weniger Verhaltensauffälligkeiten und eine bessere Entwicklung zeigen. Denn man sollte auch bedenken, dass nicht jede Mutter die ihr Kind zu Hause betreut bereit ist oder die Möglichkeit hat ihm das gleiche Programm und Fördermöglichkeiten zu bieten, welches in der Kita zum Alltag gehören.
Aber genau so gibt es, wie sich jeder denken kann, unzählige Studien, die das Gegenteil aussagen und nach denen man möglichst auf jede Fremdbetreuung verzichten soll. Gemeinsam haben beide Seiten leider häufig, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden und die Untergliederung zumeist nicht über die sozialen Schichten hinaus geht. Sie berücksichtigen nicht, welche Gedanken sich die Eltern vorab gemacht haben, die der Alltag aussieht und um welche Charaktere es sich bei den Befragten handelt.  Denn wichtig ist das Gesamtpaket.

Eine der Voraussetzung für einen positiven Kita-Aufenthalt ist ganz klar, dass Eltern sich auch kritisch mit den einzelnen Kitas auseinandersetzen und sich ggfs. auch in privaten Einrichtungen umsehen. Es bringt rein gar nichts das Kind in eine Einrichtung zu geben, bei der man selbst ein schlechtes Gefühl hat und jedes Mal mit sich hadert, wenn man das Kind dort abgibt. Auch wenn sich später herausstellt, dass es nicht passt, sollte man vor einem Wechsel nicht zurückschrecken.

Ich finde es bedenklich, dass bei den immer wieder auftretenden Diskussionen häufig verallgemeinert wird. Eltern, die ihr Kind Fremdbetreuen lassen, sind schlichtweg die »Bösen« die es falsch machen. Da interessiert es weder in welcher Einrichtung das Kind betreut wird, noch die persönliche Situation, noch das Verhältnis zwischen Eltern und Kind. Denn man kann auch als berufstätige Mutter einem Kind sehr viel Nähe geben und eine sehr gute Bindung zu seinem Kind haben.
Langes Stillen und Familienbett sind nur zwei Beispiele dafür eine innige Beziehung zu begünstigen. Auch gemeinsames und häufiges Lesen mit Kuscheln, gemeinsame Malzeiten und Rituale  stärken die Bindung. Wenn ich aber allgemein keinen Wert auf so etwas lege, mein Kind vor dem Fernseher ablade oder Spielplätze und frische Luft einfach nur doof finde, brauche ich mich – ob Kita oder nicht – nicht wundern, wenn die Bindung zu meinem Kind nicht allzu eng ist. Dann liegt es aber nicht an der Fremdbetreuung.

Es gibt auch immer wieder Stimmen, die vor der Angst und dem Stress in während der Eingewöhnung warnen. Natürlich, die Eingewöhnung ist in einer Kita immer eine turbulente Zeit, deswegen wird diese aber auch Schritt für Schritt durchgeführt, damit das Kind KEINE Verlustängste entwickelt. Toll ist jedoch, wenn hier überwiegend Mütter urteilen, die die Erfahrung selbst nur vom Hörensagen kennen.
Die Ängste und Stress gehen bei einer gefestigten Bindung nämlich – nach meiner Erfahrung – häufig nicht vom Kind aus, sondern von der Mutter, die genau durch solch ein eingeredetes schlechtes Gewissen unter Druck gesetzt wird. Suggeriert die Mutter dem Kind hingegen „Es ist okay“ und berücksichtigt das Tempo das ihr Kind zur Eingewöhnung braucht, dann ist es für das Kind auch meist in Ordnung. Und ja, ich spreche da aus eigener Erfahrung und habe ein Kind das wahnsinnig gerne in die Kita geht.

Mit Betreuerinnen habe ich im übrigen bisher ebenfalls nur positive Erfahrungen gemacht und frage mich, warum deren Arbeit so oft abgewertet wird. Ja, sie sind oft unterbezahlt, aber bedeutet das zwangsläufig, dass sie ihren Job nicht gerne und gut machen? Und natürlich ist es für sie oft stressig und die Damen und Herren müssen wirklich Nerven aus Stahl haben. Aber wenn meine Tochter bei der Aufzählung der liebsten Menschen neben uns, Omi und Opi auch ihre Betreuerinnen mit aufzählt (ok, zwei von drei 😉 ) ist in meinen Augen klar, dass die Damen etwas verdammt richtig machen.

Fazit:
Wenn Eltern ihr Bestes geben, damit ihr Kind gut betreut wird – egal ob sie dies Selbst tun, die Großeltern, Tagesmutter oder eben Kita, brauchen sie sich von NIEMANDEM ein schlechtes Gewissen einreden zu lassen.

 

Manchmal ist es ziemlich frustrierend

Hallo ihr Lieben,
wahrscheinlich werden einige von euch wegen des Titels direkt geklickt haben, weil sie denken »Ja, das Mutterdarsein kann schon ziemlich frustrierend sein«. Und ja, das stimmt. Aber das ist es nicht was mir heute so richtig die Laune verdirbt. Klar, der Backenzahn der sich gerade bei meiner Tochter durchs Zahnfleisch schiebt und die Nächte ziemlich ruhelos machen, ist wirklich kräftezehrend. Auch meine Sehnenscheidenentzündung macht’s nicht besser. Dennoch ist das ja nichts Neues und wir stehen das schon durch. Auch dass das Gewinnspiel auf meiner Seite nur mäßig anläuft, verdränge ich meistens ziemlich erfolgreich.
Was mich beschäftigt ist vielmehr mein Erstlingswerk »Liebe Supermami, du kannst mich mal! Leben mit Kleinkind«. Zum einen bekommt es Amazon augenscheinlich nicht auf die Reihe endlich die Bücher zu bestellen und die bestellten Rezensionsexemplare, die auch die Verschenkexemplare, dümpeln als Bestellungen mit einer Lieferzeit von 3-5 Wochen vor sich hin. Bitterböse Nachrichten inklusive.
Es ist ja nicht das erste Buch, das ich veröffentliche, nur eben mein erstes eigenes, aber das ist mir noch nie passiert. Normal war bisher, dass sich Amazon nach der ersten Woche einkriegt, das Buch auf Lager nimmt und die Bestellungen verschickt. Aber nein, das könnte ja bedeuten, dass mir ein riesen Stein vom Herzen fallen würde …
Zum anderen sehe ich aber, dass einige das Buch bereits als eBook gekauft, oder geliehen haben. Über die erste Rezension hab ich mich auch sehr gefreut, aber seither schaue ich jeden Tag mehrfach auf die Amazonseite in der Hoffnung auf ein kleines Lebenszeichen seitens der Leser. Doch … nichts …
Gefällt es?
Gefällt es nicht?
Ist es einfach so schlecht, dass sich keiner auch nur die Mühe machen will, zu bewerten. Meine Nerven sind langsam zum Zerreißen gespannt und ich frage mich, ob ich mir das letzte Jahr in dem ich Abend für Abend am Rechner saß und getippt habe, hätte sparen können.
Mein Motto ist zwar »Wer es versucht kann scheitern, aber wer es nicht versucht, ist schon gescheitert«, aber dennoch dreht sich mein Gedankenkarussel schon seit Tagen in einer Endlosschleife. Doch letztendlich bleibt mir nichts anderes als abzuwarten und gerade etwas Frust abzulassen.

So hoffe und bange ich und harre der Tage, die da kommen.
Wünscht mir Glück. 😉

Alles Liebe
Julia

Bild: Ines Friedrich  / pixelio.de

 

Die Sache mit dem Töpfchen

(Bild: olga meier-sander  / pixelio.de)

Kaum sind die ersten Schritte getan und die ersten verständlichen Zweiwortformulierungen kommen über die Lippen, stellt sich die Frage nach der nächsten großen Hürde: Das Töpfchen.

War ich stolz, als meine Maus zum ersten Mal ihr großes Geschäft in ihrem lila Plastikthron platzierte. Bald würden die lästigen Windeln der Vergangenheit angehören! Und das noch vor ihrem zweiten Geburtstag.
Zeitweilig erreichten wir eine wirklich gute Quote und fast 90 % des großen wie kleinen Geschäfts landeten nicht in der Windel. Mit stolz geschwellter Brust beantwortete ich die Frage der anderen Mamas mit: Ja, sie geht schon aufs Töpfchen!

Und dann war es auch schon wieder vorbei. Das Töpfchen war plötzlich wieder uninteressant und die Windel wurde wieder das Mittel der ersten Wahl. In der Kita wird zwar weiterhin mit den anderen Kindern zusammen der Plastikthron genutzt. Zuhause aber lieber die Knete mit angestrengtem Gesicht zerdrückt, während die Hinterlassenschaften in den Windel landen.
Ein wenig enttäuscht war ich im ersten Moment schon. Hatte ich mich doch so gefreut. War ich doch so stolz. Und habe ich doch die Blicke der anderen Mütter ein klein wenig genossen.

Ich musste mich dann jedoch selbst wieder an einen meiner obersten Leitsätze erinnern: „Mein Kind macht alles in ihrem eigenen Tempo. Und das ist auch gut so!“

Im Durchschnitt werden Kindern mit 28 Monaten tagsüber trocken und mit 33 Monaten nachts. Die einen Kinder sind früher dran, andere brauchen länger.
Die kleine Maus lernt jeden Tag etwas Neues. Neue Wörter kommen hinzu. Es wird versucht, die Kleidung selbst anzuziehen – das klappt zwar nicht immer, aber sie lässt sich nicht entmutigen und versucht es immer wieder aufs Neue. Die Margarine darf Mami auch nicht mehr aufs Brot schmieren. Und Eier schälen geht auch schon selbstständig.
Ist das etwa nichts?  Also warum sollte ich enttäuscht sein? Ihre Prioritäten liegen einfach an anderer Stelle. Warum wird dann solch ein Druck aufgebaut? Warum müssen Kinder so früh wie möglich durchschlafen? So früh wie möglich krabbeln und laufen? Die „Müssen“-Liste ist lang. Wann haben wir angefangen die Ansprüche unserer Leistungsgesellschaft an uns Erwachsene, auch auf die Kinder zu übertragen? Ich weiß es nicht. Sicherlich war das schon zu den Zeiten unserer Eltern so. Aber ich habe keine Lust den Druck, der von Medien und auch anderen Eltern aufgebaut wird, an mein Kind weiter zu geben. Sie muss nicht immer ganz vorne mit dabei sein. Natürlich, bei manchen Dingen ist sie schneller, als andere. Bei manchen Dingen eben nicht. Dennoch ist und bleibt sie mein Sonnenschein. Mit ihrem ganz eigenen Charakter und ihrem eigenen Temperament.

Ich habe mir vorgenommen, dass meine Tochter ihre Entwicklungsschritte mit Spaß meistern kann. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, dem Blick auf andere Kinder und einem »Du musst!«. Der Leistungsdruck der bei uns vorherrscht ganz vorne mit zu mischen, wird sie noch früh genug ausgesetzt sein. Bis dahin hat sie aber mit Sicherheit gelernt, dass es auch in Ordnung ist, Sachen ein zweites oder ein drittes Mal in Angriff zu nehmen. Dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten. Oder einfach einmal zu scheitern. Denn Scheitern ist kein Problem, sondern aufgeben. Wenn sie aber lernt, dass es für manche Dinge einfach noch nicht an der Zeit ist und sie diese später noch einmal versuchen kann, gibt es keinen Grund aufzugeben.

Und die Sache mit dem Töpfchen? Wird schon noch werden. Ganz ohne Stress. 🙂

 

Das Mysterium der Tupperschüssel

(Foto: mediabroadway  / pixelio.de)

Ich weiß noch recht genau, in jungen Jahren fand ich Tupperschüsseln wahnsinnig spießig. Zusammen mit Tragetaschen, Mützen und dem Wetter angepasste Kleidung … Wer brauch denn sowas?

Auch im angehenden Erwachsenenalter von Anfang zwanzig habe ich viele Dinge noch der eigenen, oft sinnlosen Eitelkeit geopfert.
Bei Lidl einkaufen? Klar, aber bitte so, dass es keiner sieht.

Je älter ich wurde, desto mehr war mir die Meinung meiner Mitmenschen egal. Was jetzt nicht bedeutet, dass ich Leute auf der Straße anpöbeln muss, weil mir ihr Gesicht nicht gefällt. Sondern ich steh einfach zu dem, was ich mache. Und wenn die Anderen tuscheln wollen, nur zu!
Wobei der Kauf beim Discounter wohl mittlerweile mehr als massentauglich ist. Aber in jungen Jahren denkt man da ab und an noch anders.
Heute ist es ganz klar so:Ich ziehe eine ruinierte Frisur in der Arbeit, kalten Ohren eindeutig vor. Als Mutter kann man schließlich schon froh sein, wenn die Hose fleckenfrei die ersten 30 min des Tages übersteht. Und wenn das Discounterlogo auf meiner Einkaufstasche prangt, was soll‘s? Wenigstens ist sie wiederverwartbar und nimmt alles dankbar auf. Milchtütel aus dem Laden, wie Kartoffeln vom Markt.

Das Mysterium um die Tupperschüsseln begleitete mich da noch etwas länger. Ihr Sinn wollte sich mir einfach nicht erschließen. Wenn ich Lust auf etwas Warmes hatte, kochte ich mir etwas, oder vielmehr bestellte. Also, warum Plastikdosen in allen Formen und Farben? Das war doch eindeutig etwas, was ältere Frauen hatten und damit noch Lebensmittel aus der Vorkriegszeit in ihrer Kühltruhe lagerten.

Viele Mütter werden jetzt schmunzeln. Schon mal versucht Kind, Arbeit und ein warmes Abendessen unter einen Hut zu bekommen? Samstag in der spärlichen Zeit zwischen Toilette putzen und wischen noch etwas Essbares auf den Tisch zaubern?
Genau, dafür sind sie! Diese ach so praktischen, plötzlich gar nicht mehr so spießigen Plastikhilfen. Das ich erst einmal Mama werden musste, um das zu merken.

 

Das geheime Labor

Manchmal frage ich mich, ob es die Umbrella Corporation nicht wirklich gibt. Und wenn, ob sie sich anstatt auf das Züchten von Zombies bzw. biologischer Waffen nicht auf Killerviren spezialisiert hat. Testareale gibt es unzählige. Bekannt sind sie der Bevölkerung unter harmlosen Namen wie »Kindertagesstätten«, auch »Kita« genant, oder Kindergärten. Doch in Wirklichkeit befinden sich in den Kellern streng geheime Labore.
Ihr Ziel: Killervieren und Seuchen im Feldversuch zu testen!
Die Träger, in Form unseres Nachwuchses, werden mit einem Impfstoff versehen und müssen dann als Virusträger ihrer Eltern und das gesamte Umfeld infizieren. Unterstützt wird das Ganze von der Pharmaindustrie, die mit Erkältungsmedikamenten Milliarden verdient …

Soviel zur Theorie, denn anders kann ich es mir zeitweilig nicht erklären, dass meine Tochter ein wenig schnupft und vielleicht mal hustet. Ich hingegen habe das Gefühl zu ersticken. Kopfschmerzgeplagt, röchelnd und rotzend robbe ich auf allen Vieren durch die Wohnung und sehne mir ein erlösendes Ende herbei. Doch die Kleinen sind gnadenlos! Wird im einen Moment noch mit Wange streicheln und »Mama klank?« Verständnis gezeigt, stürzt sie sich im nächsten Moment mit einem enthusiastischen »Hoppe Raitaaaa« auf das kranke Opfer und fordern die letzten Kraftreserven ein.
Ich liebe meine Tochter über alles. Aber manchmal möchte ich mir nur die Decke über den Kopf ziehen und mich selbst bemitleiden.
Kaum erscheint dann das Licht am Horizont, in Form einer Besserung, gesellt sich mein Mann zu mir in die Gefilde der Seuchenopfer. Und zu kranken Männern muss ich sicherlich nichts weiter sagen … natürlich erträgt er es sehr tapfer … leidend … Wie ein Mann eben …

Und genau dann sehe ich den zerzausten Fanatiker vor meinem inneren Auge, der laut ruft: »Das Ende ist nahe!«
Und ich rufe zurück: »Halt die Klappe!«

Wer nichts mit Umbrella Corporation anfangen kann: