
Hallo ihr Lieben,
schön, dass ihr wieder dabei seid. Heute geht es um ein Thema, das uns immer wieder begegnet. Sicherlich kennst du es auch, schließlich hat fast jede Mutter es schon einmal erlebt: Den kritisch-fragenden Blick mit »Was gibt die denn ihrem Kind so zu essen?«
Mittlerweile bin ich, was die Blicke anderer mitfahrender Mütter im Bus angeht, durchaus abgehärtet. Auch einfach, weil gerade auf dem längeren Heimweg eben nicht nur Gesundes im Magen meiner Tochter landet.
Natürlich bin ich mit so einigen guten Vorsätzen, was das Thema Ernährung angeht, gestartet. Stellte aber dann aber doch fest, dass Trinkpäckchen und Quetschbeutel für unterwegs total praktisch sind und es vor allem verzeihen, wenn sie zwei Wochen – ungeöffnete – mit auf Reisen gehen. Zudem hilft eine gute Zahnpflege und viel Bewegung, so manche Zuckersünde zu vergeben. Mein schlechtes Gewissen hält sich also in Grenzen.
Na, und wer wartet gerade auf das ‘Totschlagargument‘? Dann will ich euch mal nicht enttäuschen, um etwas Klischeepflege zu betreiben: Mir hat’s auch nicht geschadet! 😉
Aber mal ehrlich, natürlich hat man das in den 80ern nicht so genau genommen wie heute. Vieles wusste man nicht und vieles hat einen schlicht und ergreifend noch nicht so interessiert. Schließlich gab es auch kein Internet und man wurde nicht mit Bildern von dicken Kindern und verfaulten Zähnen penetriert, bis man selbst das letzte Gummibärchen in Frage stellte. Es gab einfach von allem etwas und keiner machte Theater drum. Aber im Gegensatz zu heute, waren wir aber auch, sobald das Wetter es zuließ, draußen und haben das alles wieder ‘Abtrainiert‘.
Und da liegt auch die Krux an der Sache: Es werden vergleiche gezogen von unserer Kindheit, zu heute. Aber dann wird es eben zurechtgebogen wie es passt. Es sind nicht mehr dieselben Zeiten und die gleichen Voraussetzungen.
Letztendlich sollte man jedoch auch bedenken, dass ein Großteil unseres Zuckerkonsums nicht in Form von Schokolade, Eis und den offensichtlichen Süßigkeiten erfolgt. Der ‘böse‘ Quetschbeutel ist also nur ein Tropfen auf den heißen Stein und wir sind uns hier auch vollkommen des Zuckers bewusst. Zwei Drittel des durchschnittlichen Jahresverbrauches landen jedoch durch Getränke, Backwaren, Brotaufstriche und Milchprodukte in unserem Magen. Natürlich, wer literweise Limo trinkt, brauch sich auch nicht wundern, wenn die Hüften sich runden. Egal in welchem Alter. Ich muss hier wohl auch nicht extra erwähnen, dass Limo eher die Ausnahme statt die Regel sein sollte. Doch viel schlimmer sind die Lebensmittel, die uns das Leben so viel einfacher machen, aber bei denen wir häufig nicht wissen, was wir da zu uns nehmen. Gerade in vielen vorgefertigten Produkten, in denen wir es nicht unbedingt erwarten, befindet sich Zucker. Schon mal in letzter Zeit einen Blick auf den Zuckergehalt von Fleischsalat, fertiger Pizzasauce oder Ketchup geworfen? Auch Gewürzmischungen sind häufig nicht ohne, z. B. für Tomatensauce. Von Tütensoßen und Suppen brauche ich glaube ich erst gar nicht anfangen. Doch beginnt man erst einmal die Rückseite der fertigen Lebensmittel zu studieren, merkt man, dass Zucker nur einen Teil des Problems darstellt. Geschmacksverstärker, Farbstoffe und Dinge bei denen man erst mal ein halbes Studium abgelegt haben muss, um zu verstehen was sie im Essen zu suchen haben. Und zwischen Zucker, Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe gilt es jetzt, sich und das Kind hindurchzulotsen. Ich habe für mich folgende Lösung gefunden: Lieber auch ungesunde Lebensmittel mit Bedacht, dafür aber den Rest lieber selber machen und wissen was man isst. Also darf meine Kleine sich beim Einkaufen gerne mal die Apfel-Mango-Reiswaffeln aussuchen, eine Fruchtschnitte oder auch mal einen Jogurt der etwas mehr Zucker enthält. Es ist ihre Wahl, sie wählt mit Sorgfalt worauf sie Lust hat. Ehrlicherweise muss ich auch zugeben, dass es nicht selten Babybell oder die kleinen Frikadellenbällchen werden. Aber egal was sie wählt, es gibt eben nur eine Sache. Da hilft kein Zetern und Diskutieren. Den Rest suche ich aus. Und da kommt dann die Ökomutti durch. Denn entweder ich kaufe die Sachen auf dem Markt, beim Metzger oder eben Bioprodukte. (Ausnahmen bestätigen die Regel, denn manchmal braucht man eben zum Kochen etwas bestimmtes, was es eben nicht als Bio in unmittelbarer Reichweite gibt.) Es ist teurer, ja. Aber wenn ich eine Veränderung möchte, muss ICH damit anfangen und nicht darauf warten, dass jemand anderes die Welt verbessert. Ich möchte wissen was ich und meine Familie zu sich nimmt. Und für mich persönlich hat es auch einfach etwas mit der Vorbildfunktion zu tun. Ich erkläre meiner Tochter, warum ich diese bestimmten Produkte einkaufe – damit die Sachen nicht um die halbe Welt verschifft werden, wenn es nicht sein muss, die Tiere nicht mit Medikamenten zugepumpt, das Gemüse nicht mehr Chemikalien gesehen hat, als jedes heimische Klo etc. und eben, damit die Lebensmittel nach dem schmecken, was sie sollen. Natürlich ist es die kinderfreundliche Variante, die meine Tochter zu hören bekommt. Aber sie lernt bereits jetzt, dass nicht nur der Preis entscheidet, sondern auch die Qualität des Produktes.
Natürlich, manchmal sagt der Geldbeutel auch einfach »Nö«, so viel verdiene ich mit dem Schreiben und meinem Brötchenjob dann doch nicht. Dennoch bleibt der Blick auf die Zusammensetzung und Herkunft. Ich möchte mein Kind nicht einschränken oder gar etwas verbieten, was für andere Kinder auch vollkommen normal ist. Sie soll und darf (fast) alles Probieren, auch wenn die Lebensmittel jetzt nicht zu den gesündesten gehören. Und ja, steinigt mich, aber meine Tochter weiß auch durchaus wie so manche Fastfood-Kette von innen aussieht. Denn auch das gehört für mich dazu und zwischendurch haben wir eben alle mal Lust drauf. Der Grund warum wir nicht auf so etwas verzichten ist auch ganz einfach: Sie soll alles Kennenlernen und damit auch einen vernünftigen Umgang. Wir machen es, also warum sollen wir unser Kind davon ausschließen und sie nicht mitnehmen. Und sind wir ehrlich, Kinder von totalen »Öko-Eltern« waren schon in unserer Kindheit etwas komisch. Auch wenn es heute natürlich viel mehr im Trend liegt, so geht die Toleranz doch nur bis zu einem gewissen Punkt. Bio ist mittlerweile für alle okay. Die aufgetragenen Klamotten der Schwester, weil die ja noch gut sind und es besser für die Umwelt ist, nicht. Nur so lange man sich innerhalb der ‚Norm‘ bewegt wird man akzeptiert. Man kann sich als Erwachsener dagegen entscheiden, sollte sich aber gut überlegen, ob man das seinem Kind antut. Auch ein »Nein, du darfst keinen Saft«, wenn alle anderen Kindern drum herum genüsslich den süßen Nektar schlürfen, zieht unweigerlich mittleidige Blicke auf sich. Und auch ich mag mal eine Saftschorle, weswegen ich nicht einsehe, es meinem Kind vorzuenthalten. Für mich ist also das »bisschen Öko« und der bewusste Umgang mit einigen nicht so gesunden Lebensmitteln der richtige Weg: Ich kann mein Kind anleiten, zwinge es aber zu nichts. Es ist und bleibt ihre Entscheidung, ob sie diesen Weg später weitergehen will, oder eben nicht. Und damit kann ich gut leben, denn sie wird sich immer über das ‚warum‘ bewusst sein.
Alles Liebe
Julia